Donnerstag, 22. August 2013

Ein Fest für Buddhas Zahn

Wir haben uns für Sri Lanka entschieden weil: Das Klima tropisch warm ist. Man(n) gut surfen kann. Das Essen wunderbar schmeckt. Die Strände schön sind. Die Vegetation grün ist. Das Land kulturell vielseitig ist. Soviel zu den Erwartungen.

Wie jedes Land hat auch Sri Lanka seine Schattenseiten. Bis 2009 herrschte während 26 Jahren Bürgerkrieg, hervorgerufen durch den ethnischen Konflikt zwischen den (hinduistischen) Tamilen und den zahlenmäßig dominanten (größtenteils buddhistischen) Singhalesen. Die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) forderte Unabhängigkeit für die tamilischen Gebiete. Vor vier Jahren besiegte die sri-lankische Regierung die Tamil Tigers endgültig.

Unsere erste Nacht verbringen wir in Negombo, einer kleinen Stadt unweit des Flughafens. Wie im Iran ist es hier auch warm, aber anders. Das Klima ist feucht. Schnell haben wir ein klebriges Gefühl auf der Haut. Wir werden uns daran gewöhnen. Am nächsten Morgen verlassen wir Negombo - mit einem Souvenir. Jonas wurde in der Nacht von Bettwanzen oder ähnlichen Viechern gebissen. Die Arme sind übersät mit roten Punkten - es juckt.

Mit dem Bus fahren wir nach Kandy. Die Stadt liegt im Landesinneren und gilt als kulturelles Herz der Insel. Im reservierten Guesthouse angekommen stellt sich heraus, dass der Besitzer nur für eine Nacht ein Zimmer zur Verfügung hat, wir aber zwei Nächte reserviert haben. Doppelbuchung. Es folgt ein hin und her, einige Telefonate seitens des Hotelbesitzers, zahlreiche Meinungswechsel (ebenfalls seitens des Hotelbesitzers), Verhandlungen über den Preis. Da diese Tage das bekannte Kandy Esala Perahera Festival stattfindet, sind die Hotels ausgebucht. Schliesslich erklären wir uns mit einer Umquartierung einverstanden. Unsere neue Bleibe ist ein 3-Zimmer Appartment mit Balkon. Abgesehen davon dass die Unterkunft etwas abseits liegt, kein schlechter Deal. Die Besitzer haben das “Greenview” neu eröffnet und sind sehr freundlich und hilfsbereit. Nach dem ganzen hin und her machen wir es uns auf dem Balkon gemütlich und geniessen die Flasche Wein, die wir in Doha am Flughafen gekauft haben.

Die alte Kolonialstadt hat so viel nicht zu bieten. Den Tempel des heiligen Zahns besuchen wir aber. Hier wird der Zahn Buddhas aufbewahrt (den wir allerdings nicht zu Gesicht bekommen). Wegen der Zahnreliquie ist der Tempel ein beliebter Pilgerort für die Buddhisten. Wir finden den Tempel nicht sonderlich beeindruckend. Für mich viel eher eine Attraktion ist Jonas im Wickelrock. Nach drei Wochen lange-Hosen-Pflicht im Iran montiert Monsieur euphorisch Shorts. Das geht natürlich nicht für einen heiligen Tempel. Zum Glück kann er einen modischen Batik-Wickelrock mieten.

Wir sind zwar nicht wegen des Kandy Esala Perahera Festivals hergekommen. Aber da wir schon mal hier sind, lassen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen. Das Esala Perahera wird zu Ehren der bereits genannten Zahnreliquie veranstaltet. Das alljährlich durchgeführte 10tägige Festival soll eines der beeindruckendsten in ganz Asien sein. Die Prozession wird von Tausenden Trommlern und Tänzern aus Kandy angeführt, begleitet von zahlreichen Elefanten.

Das Festival ist hier eine sehr grosse Sache. Aus ganz Sri Lanka reisen die Leute an um der Prozession beizuwohnen. Auch viele Touristen kommen extra wegen des Fests. Zugegeben, der Spass ist für hiesige Verhältnisse teuer. 40 Franken zahlen wir für einen Sitzplatz auf einem Balkon. Die Einheimischen suchen sich ihre Zuschauerplätze auf dem Trottoir. Viele sichern sich bereits am Morgen einen Gratisplatz, und harren dann den ganzen Tag in der Sonne auf ihrer Position aus. Da haben wir es gemütlicher. Um sechs Uhr müssen wir unseren Sitz einnehmen, die Parade startet um halb acht. Da unser Platz eher am Ende der Route liegt, wird es halb neun bis die ersten Tänzer und Trommler an uns vorbeiziehen. Das ganze dauert dann etwa drei Stunden. Der Umzug ist schön und pompös. In unseren Laien-Augen wiederholen sich die Darbietungen aber immer wieder, und das Ganze wird sehr sehr langatmig. Gerne würden wir nach der Hälfte abhauen. Aber abschleichen ist nicht. Nach einer Weile besteht die Unterhaltung einzig darin zu  spekulieren, ob die Tänzer versehentlich in die Elefantenkacke treten, die die Dickhäuter ab und zu hinterlassen. Ich habe Mitleid mit den Tieren. Die Beine sind zusammengekettet und den Dickhäutern wird eine Art Kleid übergezogen, das am ganzen Kopf mit kleinen Lämpchen bestückt ist. Es würde mich interessieren, was Tierschutzorganisationen dazu sagen. Schlussendlich sind wir froh, als es endlich zu Ende ist.

Und kulinarisch?
Sri Lanka ist ja bekannt für leckere Currygerichte. In Negombo geniessen wir im Restaurant Lords ein Fisch-Curry der Superklasse. In zig kleinen Schälchen werden Curries, Chutneys und andere Beilagen gereicht. Nach dem eher eintönigen Essen in den Iranischen Restaurants löst dieses Mahl eine Geschmacksexplosion par excellence aus.


Spuren der Bettwanzen



Im Tempel des heiligen Zahns





Esala Perahera Festival: Leute warten auf den Umzug





Prozession






Fischcurry 


 

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