Samstag, 27. Juli 2013

Beeindruckende Berge und miserables Hamam

Wir sind in Doğubayazıt - unserer letzte Station in der Türkei. Die dreistündige Busfahrt führt durch die Berge, die im Winter manchmal wegen Schnee nur schwer passierbar sind. Zeitweise tuckern wir durch eine surreale Lava-Wüste. Als wir in Doğubayazıt aus dem Bus steigen weht uns das erste Mal seit vier Wochen eine angenehm kühle Luft entgegen. Wir sind hier auf 2000 Meter, was die Temperatur auf 25-30 Grad sinken lässt. Enttäuscht stellen wir fest, dass sich der nahe gelegene Berg Ararat in den Wolken versteckt.

Doğubayazıt ist vom Tourismus geprägt: Einerseits passieren Reisende hier die Grenze in den Iran. Andererseits ist der Ort auch Ausgangspunkt für eine Tour auf den Ararat. Um diesen zu besteigen braucht man eine Genehmigung aus Ankara. Dies scheint den Berg jedoch nicht vor den Massen zu schützen. Wie wir hören sind die Übernachtungslager in den Camps zugemüllt und verschissen, wohl ähnlich wie auf dem Mount Everest. Trotzdem hat das Städtchen seinen türkischen, respektive kurdischen Charakter nicht verloren.

Den Ararat zu besteigen ist uns zu mühsam (wieso stapfen Leute freiwillig im Sommer im Schnee herum?), wir fahren zur anderen Sehenswürdigkeit des Städtchens, dem Ishak-Pascha-Palast. Ein lokaler Fürst hat Ende des 18. Jahrhunderts dieses märchenhafte Schloss mit den 366 (!) Zimmern gebaut. Da der Palast schön in den Bergen gelegen ist erkunden wir dabei gleich die Region rundherum und geniessen die Aussicht über die Weite. Wenn die Berge in der Schweiz so wären wie hier, dann könnte ich mir vielleicht auch vorstellen in den Bergen zu leben. Die Landschaft ist trotz den Erhebungen offen und weit - weniger eng als in der Schweiz.

Auf dem Rückweg zeigt er sich uns wunderschön, der Ararat. Frei steht er da, mit seinen 5165 Metern und der schneebedeckten Spitze. Hier soll also nach der Sintflut die Arche Noah gestrandet sein.

Nach der kleinen Wanderung sind wir der Meinung, wir bräuchten etwas Entspannung. Zwei Holländerinnen schwärmen von einem Hamam. Wir machen uns auf den Weg dorthin. Frauen und Männer sind im Hamam getrennt. Jonas geht ins Erkek-Hamam, ich stehe gleich nebenan vor dem Bayan-Hamam vor verschlossenen Türen. Der Hamam-Typ öffnet die Tür und winkt auch Jonas  herüber. Ich denke, aha, wir haben also ein Hamam für uns und können zu zweit hineingehen. Schön wärs, gleich darauf kommt eine Gruppe von fünf russischen Touristen, die wollen auch ins Hamam. Der Hamami ist jetzt etwas überfordert und pfercht uns und die Russen zuerst mal in eine kleine Sauna (Sauna? Ich dachte die käme aus Finnland, nicht aus der Türkei. Naja, egal, Hauptsache Entspannung). Zuerst wird Jonas gerufen: Peeling, Waschen, Massage (wenn man das so nennen kann). Dann bin ich an der Reihe. Bei mit gibt’s das Peeling und die Massage gleich in einem. Der Hamami ist ein Grobian. Nervös drückt er seine Fingerspitzen in meinen Rücken, fährt zackig auf und ab. Von Entspannung keine Spur. Zum Glück dauert der Spuck nur etwa 5 Minuten. Dann erhalten wir eine Seife und werden ins Hamam geschickt um uns zu waschen. Die Russen sind dran.

Beim Zahlen staunen wir nicht schlecht. Umgerechnet 17 Franken pro Person sollen wir für die Folter bezahlen. Ich beklage, das sei viel zu teuer. Der Hamami kennt keine Gnade und knöpft uns das Geld ab. Zurück im Hotel gehen wir erst mal duschen.

Am Abend reden wir lange mit unserem Hotelbesitzer über den Iran. Er gibt uns einige Tipps, rät uns vor allem auch den Westen, den kurdischen Teil des Irans zu besuchen. Morgen früh werden wir die Grenze passieren und nach Tabriz fahren. Der Rest ist offen… 



Ishak-Pascha-Palast





 
Rumgekraxel auf den Bergen

 


Eine Art Murmeltier, einfach weniger fett als bei uns
 



Berg Ararat 


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