Trotz Vorhersage schweisstreibender Temperaturen wagen wir uns nach Yazd. Yazd ist eine schmucke
Stadt am Rande der Wüste mit einer sehr langen Geschichte. Durch seine Lage am Handelsweg nach Indien kam dem Ort
bereits früh eine wichtige Bedeutung zu. Auch Marco Polo berichtete über die ausgedehnte Seidenproduktion, für die Yazd
noch heute bekannt ist.
Wir geniessen es hier, durch die Gassen der Altstadt zu bummeln. Ähnlich wie in Kashan
bestehen die Häuser aus Lehm. Die Gassen sind meist verlassen, ab und zu begegnen wir einer Frau im Tschador. Orient,
wie er im Bilderbuch steht.
Eine besondere Sehenswürdigkeit in Yazd ist der Tempel der Zarathustrier, Anhänger der
Vorläuferreligion des Islam im Iran. Im Tempel brennt das ewige Feuer, der Überlieferung nach seit 470 n. Chr. Während
die Zarathustrier in den meisten anderen Regionen des Irans längst konvertiert sind, leben in Yazd und Umgebung noch
immer mehrere Tausend von ihnen. Im Mittelpunkt steht heute der Glaube an einen guten, gerechten und allwissenden Gott
Ahura Mazda. Ihm wird gedient, indem man gut denkt, gut handelt und gut spricht. Dies könnte ein Grund sein, weshalb
die Yazdi im Iran als besonders aufrichtige und verlässliche Menschen gelten.
Rund um Yazd bestehen zahlreiche
Qanate, unterirdische Wasserrinnen, die das lebenswichtige Element vom Fusse eines Berges zu Oasendörfer führen.
Bereits vor 3000 Jahren wurden die Qanate im Hochland des Irans entwickelt - eine technische Meisterleistung. Um 1950
gab es im Iran noch 50.000 dieser Stollen, die 40 Prozent aller Dörfer des Landes bewässerten. Auch wenn die Zahl der
betriebenen Qanate mittlerweile stark zurückgegangen sind, spielen sie in der Wüstenregion rund um Yazd noch eine
wichtige Rolle. Das Wassermuseum in Yazd vermittelt einen guten Eindruck in diese kulturlandschaftliche Besonderheit
und ist ein Besuch wert.
So nah nutzen auch wir die Gelegenheit, etwas Wüstenluft zu schnuppern. Zusammen mit unserem
Guide und dessen Assistenten fahren wir gegen Abend los, um in der Wüste zu campieren. Nachdem wir im Iranischen
Hochland bis jetzt jeden Tag sonniges Wetter ohne eine einzige Wolke hatten (und wirklich, wir wären einige Male froh
gewesen um ein paar schattenspendende Wölkchen) ziehen genau zum Zeitpunkt, als wir in die Wüste losfahren - unter
anderem um Sterne zu gucken - Wolken auf. Ich ahne das schlimmste und verfluche das Wetter (es ist halt alles
einfacher, wenn die Sonne scheint). Da uns der Guide eine halbe Stunde zu spät abholt und wir noch den Sonnenuntergang
in der Wüste sehen möchten, brettert er mit 160 Stundenkilometer Richtung Bafq. Es ist besser, nicht hinzuschauen, wie
er fährt. Da bestaune ich lieber die Oasendörfchen, an denen wir vorbeibrasen. Kleine Siedlungen, umsäumt von
Dattelpalmen und Pistazien-Sträuchern. Und auf der Strasse ab und zu mal ein Schild, das vor frei herumlaufenden
Kamelen warnt. Am Rande der Wüste angekommen, schwingen wir uns als erstes aufs Kamel, um alibimässig ein bisschen zu
reiten. Nach 10 Minuten steigen wir ab, und gehen den Rest auf die Spitze der Düne zu Fuss. Oben angekommen breitet
sich die Wüste vor uns aus wie ein Perserteppich - wunderschön. Zu schade, dass wir trotz dem Bleifuss unseres Guides
den Sonnenuntergang verpassen.
Zurück im Camp sind wir hungrig und freuen uns auf das Abendessen. Der Bleifuss macht
es sich aber sehr einfach. Wir erhalten einen russischen Fertigsalat der vor Mayonnaise trieft und Toastbrot
(ungetoastet, versteht sich). Wir bestaunen noch etwas die Sterne (die Wolken kommen und gehen) und gehen dann ein
bisschen hungrig schlafen. Das mit dem Schlafen ist aber so eine Sache. Der Boden ist hart - als Unterlage dient ein
Perserteppich und eine Wolldecke. Zudem windet es wahnsinnig stark, so dass uns trotz der warmen Temperaturen fröstelt.
Trotzdem - der Ausflug und das campieren lohnen sich auf jeden Fall. Barfuss durch den warmen Sand gehen, die Dünen
bestaunen, das Gefühl der Einsamkeit - ein schönes Erlebnis.
Auf der Rückfahrt werden wir von der Polizei
rausgewunken. Nein, es ist nicht die Verkehrspolizei, sondern die Drogenpolizei, die eine Razzia macht. Auf der Route werden von Afgahnistan Drogen ins Land geschmuggelt. Ab einer gewissen Menge gilt auf Drogenbesitz im Iran die
Todesstrafe. Nach einer kurzen Ausweiskontrolle können wir weiterfahren. Anders als der Lkw der dort steht und gerade
in 1000 Einzelteile gelegt wird. Bewacht von einem Polizisten mit einer Kalaschnikow. Nicht, dass ich das Gewehr als
solches erkannt hätte. Jonas aber ist sichtlich begeistert, eine Waffe die er bis jetzt nur aus Filmen kennt mal in
natura zu sehen.
Und kulinarisch?
Yazd ist bekannt für seine Süssspeisen. Sehr süsse Gebäcke - wahlweise mit Mandeln
oder Pistazien und sehr sehr viel Zucker.
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