Diesen Post wollte ich schon seit Wochen ins Netz stellen. Noch im Juni war ich Kirschen pflücken. Im
Fricktal, der Region wo ich aufgewachsen bin. Auf den Bäumen, die einst meine
Grosseltern bewirtschafteten. Nun, da die Grosseltern nicht mehr leben, und von
den Nachkommen niemand die Zeit und die Musse hat, sich um die Kirschen zu
kümmern, sind die Bäume an einen Bauern verpachtet. Zum Glück dürfen wir noch
immer so viele Kirschen pflücken, wie wir möchten. Das tue ich jedes Jahr. Und
jedes Mal kommen dabei Kindheitserinnerungen auf.
Früher war die Kirschensaison jeweils ein
Familienereignis: Verwandte, Freunde und Bekannte meiner Grosseltern kamen und
halfen beim „chriesigünne“. Für meine Grosseltern war es wohl die strengste
Zeit im Jahr. Ich kann mich erinnern, dass meine Grossmutter manchmal um vier
Uhr aufstand: Bevor sie „in die Chriesi“ ging erledigte sie noch Garten- und
Hausarbeiten. Dann war sie den ganzen Tag auf den Bäumen oder am Kirschen verlesen,
auch abends, nachdem die Ausbeute des Tages längst abgeliefert war. Ich habe
mit dem Kirschenpflücken mein erstes Geld verdient. Um nichts möchte ich diese
Zeit missen, auch wenn ich als Jugendliche die Kirschbäume manchmal verflucht
habe, da ich viel lieber ins Freibad gegangen wäre. Es sind wunderschöne
Erinnerungen die ich an diese Zeit habe. Die stärksten Erinnerungen an meine
lieben Grosseltern sind jene vom Chrisigünne.
Also holte ich im Juni ein paar Kilo Kirschen: für Konfitüre
oder zum Einfrieren. Und von ein paar Kirschen machte ich Glacé. Für den Blog wollte ich ein paar schöne Bilder
machen, mit frischen Kirschen und so. Und irgendwie hat es nie gepasst. Es
kamen Hochzeitsvorbereitungen, Unmengen von Regen und Grillabende dazwischen.
Und jetzt, wo es sich draussen bereits wie Herbst anfühlt, habe ich ein paar
Sonnenstrahlen erhascht und endlich Zeit gefunden. Frische Kirschen gibt’s
jetzt halt keine mehr. Aber dieses Rezept möchte ich euch nicht vorenthalten.
Die Kombination von Vanilleglace und gefrorenen Kirschen ist
wunderbar. Monsieur J. – inzwischen mein Mann – hat gemeint, das wäre etwas vom
Besten, das ich je gemacht hätte. Ist ja
klar, waren auch Kirschen von meinen Grosseltern.
Kirschenglacé
- 250 g entscheinte Kirschen
- 50 ml Wasser
- 40 g Zucker
- 1 Vanillestange
- 400 ml Milch
- 300 ml Rahm
- 6 Eigelb
- 160 g Zucker
1. Kirschen, Wasser und Zucker aufkochen und ein paar Minuten
kochen lassen. Wenn die Kirschen weich abkühlen lassen.
2. Die Vanillestange aufschneiden und auskratzen. Milch, Rahm,
Vanillestange und Vanillemark in eine Pfanne geben und aufkochen. Wenn die
Masse kocht die Pfanne vom Herd nehmen.
3. Das Eigelb und den Zucker schaumig schlagen. Die heisse
Milchmischung unter die Eigelbmasse rühren.
4. Die Masse auf 85 Grad erhitzen, bis sie andickt (nicht
kochen, da sie ansonsten stockt).
5. Die Masse ein paar Stunden im Kühlschrank herunterkühlen,
anschliessend in der Eismaschine gefrieren lassen.
6. Zum Schluss die Glace abwechselnd mit den Kirschen in einen Behälter
füllen.
Quelle: Elisabeth Johansson: Eis